Flora on Canvas

Zwei konzeptionelle Ebenen sollen als „vertikales“ Ensemble eine harmonische funktionale Interaktion ermöglichen. Die untere Ebene vermischt Gegenwart und Vergangenheit, verwoben wie die Fäden einer Landschaft. Die obere Ebene, die Fragmentierung kompakter Gebäude, stellt als zerstreutes Netzwerk eine Art Flora dar, irregulär und unaufgeräumt im großen Maßstab, regulär und gut proportioniert im kleinen. 

Städtebauliches Konzept

Ausgangspunkt der Maßnahme sind die umliegenden Nutzungen, die aufgenommen und im Gebiet erweitert werden. Dazu werden zwei Entwicklungsachsen (Wohnen, Technologie) definiert, die das Gebiet queren und für „funktionale Kontamination“ sorgen. Die vorhandene Gebietsstruktur wird übernommen, gedreht und als Projektion über das Gelände gelegt. Als Ergebnis der Überlagerung, bei der untere und obere Volumen eine Schnittmenge bilden, entsteht ein Wechselspiel zwischen Alt und Neu, eine abwechslungsreiche Mischung von Gebäuden, Freiflächen und Patios.

Nutzungen 

Die Technopole ist über nahezu das gesamte Gebiet verstreut, Wohnen eher im nördlichen Bereich und auf dem höheren Level konzentriert. Hinzu kommen eingebettete Handels- und Freizeitnutzungen. Die Höhe der Bebauung reicht von zwei bis zu sechs Geschossen, abhängig von der Umgebung. Drei Gebäude dienen der „Inszenierung“ der Hauptachse. Das „Stopper-Gebäude“ dient als Gegenüber des Glockenturms der St.-Marien-Kirche, beschließt die visuelle Achse der „Avenue“ und bietet Zugang zum System von Dachgärten. Das „Deckel-Gebäude“ gegenüber, mit Patio und erhaltenen Sandsteinfassaden, beherbergt kommerzielle Nutzungen und technische Bereiche. Das „ansteigende Gebäude“ bildet den Endpunkt des zentralen Platzes und verbindet vertikal alle Ebenen bis hinauf zur Herzog-von-Weimar-Straße.

Freiräume/Vernetzung 

Zwei große zusammenhängende Räume charakterisieren als „offene Bänder“ das Gebiet: die „Central Avenue“ und der langgestreckte „Central Square“. Letzterer bietet, aufgrund des unterschiedlichen Alters der Gebäude, einen Querschnitt durch die Geschichte. Der Bereich um den (wieder hergestellten) Schornstein wird zum sozialen Mittelpunkt, zu einer „etwas antiquierten Art des öffentlichen Raumes: ein offener Bereich, der ein aufragendes Element umgibt“. Der nördliche Teil des Areals bleibt als Grünfläche erhalten und verzahnt sich über begehbare Dachflächen mit dem Rest des Gebietes. Kaskaden gleichen die Höhenunterschiede aus, Parkhäuser trennen zwischen Grün und kontaminiertem Boden. Um das Gebiet herum wird ein grüner Ring gelegt.

Verkehr/Erschließung

Straßen sollen zum strukturierenden Element neuer urbaner Beziehungen werden. Das Gebiet wird, ausgehend von den zwei Hauptzugängen, über eine Ringstraße für den KFZ-Verkehr erschlossen, davon zweigen einige untergeordnete Nebenstraßen ab. Das Innere ist weitgehend Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Der Tunnel unter der Bahnstrecke wird reaktiviert, weitere Zugänge machen die Grenzen für Fußgänger und Radfahrer porös. Stellplätze sind innerhalb der Gebäude vorgesehen. Ein Fahrradverleih, kombiniert mit Parkmöglichkeiten, erleichtert die Fortbewegung auf dem Gelände.

Phasenweise Umsetzung 

Betrachtet wird ein Zeitraum bis zum Jahr 2025. Zunächst werden die Bebauungen westlich des „Central Square“ und am östlichen Gebietsrand nahe dem Rundbau realisiert, wodurch gleichzeitig die Zugangssituation geklärt wird. Dann wird, nach einer Phase der Zwischennutzung mit temporären Einbauten, allmählich der Bestand abgerissen, von den Hallen aus Sandstein östlich des Verwaltungsgebäudes bleiben die Umfassungsmauern erhalten. Um diesen Kern herum wird die Entwicklung fortgeführt, als letztes folgt die Überlagerung des Bestandes sowie die Errichtung der kleinteiligen Bebauung an der Bahn.