Der Bau eines Hochhauses gilt seit jeher als Symbol der Macht und des Status der Bewohner. Die mittelalterlichen Burgtürme oder die Geschlechtertürme Italiens hatten neben der Erfüllung einer funktionalen Anforderung stets eine repräsentative Funktion inne. Das „Streben nach Oben“ wird im Allgemeinen mit positiven Assoziationen belegt, die letztendlich im Hochhausbau ab dem 20. Jahrhundert einen weltweiten baulichen Ausdruck finden. Während das Hochhaus als Büroturm uneingeschränkte Zustimmung in der Bevölkerung genießt, ist das Hochhaus als Wohnhaus in Mitteleuropa eine Wohnform, die weit hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben ist. Wohnen wird im Allgemeinen mit einem Einfamilienhaus im Grünen oder mit einem Geschoßwohnungsbau in verdichteten Stadtgebieten assoziiert.
Durch die meist in der Peripherie entstandenen Wohntürme der 60er und 70er Jahre wird das Wohnhochhaus nicht als Wohlstandssynonym der Metropolen gesehen, sondern gilt als negativ belegtes Symbol vorgefertigter anonymer Großsiedlungen. Während in Asien und Nordamerika das Wohnen im Hochhaus als Luxus angesehen wird, fehlte dieser Form des Lebens in der Vertikalen in Europa lange Zeit die Akzeptanz. Die heutigen Anforderungen an eine nachhaltige Bebauung rückt das Wohnhochhaus unter dem Aspekt der innerstädtischen Verdichtung und der Optimierung der Umfassungsflächen wieder in den Focus des Interesses. Neben den Annehmlichkeiten des innerstädtischen Wohnens verkörpert das Wohnhochhaus das urbane Leben an sich („Vertikale Stadt“) und stellt eine Alternative zum Einfamilienhaus am Stadtrand dar. Prozesse der Zersiedelung lassen sich nur mit konzentrierten Wohnmodellen stoppen und Städte effektiv nachverdichten. So genannte Mixed-Use-Türme bieten Flächen für verschiedene Funktionen wie Wohnen, Arbeiten und Freizeit und verfügen über hervorragende soziokulturelle Bedingungen. Durch die Verdichtung dieser Funktionen in den Innenstädten können Verkehrsströme minimiert, Energieverbrauch und Emissionen gesenkt werden. Insofern stellen Wohnhochhäuser per se einen ökologischeren Ansatz als viele andere Wohnformen dar, der zukunftsweisend sein kann. Intelligente Gebäudetechnik trägt u.U. dazu bei, die energetische Bilanz weiter zu verbessern und das Hochhaus zu einem Green Building werden zu lassen. Durch intelligente Heizungs- Lüftungs- und Fassadentechnik lässt sich die Effizienz des Wohnhochhauses weiter verbessern und auf zukünftige Standards ausrichten. Wohnhochhäuser stellen die Zukunft des innerstädtischen Wohnens dar.
In der Ausstellung, die bis zum 12. Juni 2010 dauert, werden studentische Entwürfe des Wohnhochhauses in Frankfurt am Main präsentiert. Gezeigt werden Hochhausmodelle in Holz im Maßstab 1:100. Durch die Reduktion auf die Farbe Weiß und die abstrakte Darstellung im Modell wird die Grundform des Baukörpers hervorgehoben und gestärkt. Zusätzlich ergänzen ausgewählte zeichnerische Darstellungen die Exponate.
Einführung:
Peter Spitzley, dem stellvertretenden Geschäftsführer des Fachbereichs Architektur
Prof. Helmut Kleine-Kraneburg