DIY Beijing -自筑北京. Transformationen im öffentlichen Raum

Traditionell wird in Mitteleuropa die Planung von Freiräumen als Teil der Daseinsvorsorge der öffentlichen Hand für ihre Bürger verstanden. Damit verbunden ist eine klare Rollenverteilung, die Bereitstellung und Gestaltung der Räume den Vertretern der Disziplinen Stadtplanung, Landschaftsarchitektur und Architektur überlässt.

Diese traditionelle Aufgabenverteilung zwischen Experten als Produzenten und Nutzern als Adressaten und Verbrauchern wird inzwischen ergänzt durch zahlreiche alternative Modelle. Sie reichen von der Beeinflussung von Planungsprozessen bis zu Selbstbau und Selbstverwaltung. Offensichtlich bleiben bestimmte Anforderungen und Bedürfnisse in den institutionell-hierarchisch organisierten Planungsprozessen weitgehend unberücksichtigt. Gleichzeitig lassen sie sich als vitale Interessen von Anrainern und Nutzern nicht unterbinden. Die Folgen reichen von einfachen Verzögerungen im Planungsablauf bis zu Fehlinvestitionen und mangelnder Akzeptanz des baulichen Umfeldes. Gelingt es den Planungsdisziplinen nicht, die entsprechenden Prozesse zu antizipieren und Mittel zu ihrer Integration zu entwickeln, droht zudem ein empfindlicher Vertrauensverlust in Planung und öffentliche Hand.

Der chinesische Raumgebrauch unterscheidet sich gegenüber dem mitteleuropäischen. Besonders sichtbar wird dies in den öffentlichen Stadträumen Beijings, vor allem in den Siedlungsbereichen der 50-, 60- und 70er Jahre, die zur Zeit einem starken Transformationsprozess unterliegen: An der Schnittstelle zwischen Gebäude und Freiraum zeigen sich verschiedene Stadien der Aneignung. In ursprünglich nur zum Wohnen vorgesehenen Quartieren entstehen urbane Nutzungsmischungen als Resultat von Aneignungen und privaten Aktivitäten im öffentlichen Raum. Die Anpassung und Erweiterung von Bauten erfolgt dabei häufig unabhängig von der ursprünglich geplanten Nutzung oder der Gebäudestellung. In der Zusammenschau haben die Veränderungen übergreifende stadtstrukturelle Auswirkungen: Aus ursprünglich privaten und quartiersbezogenen Freiflächen und Erschließungsbereichen sind multifunktionale öffentliche Platz- und Straßenräume entstanden. Sie sind gekennzeichnet durch eine komplexe räumliche Morphologie, durch eine Vielfalt an Nutzungen und eine besondere Lebendigkeit.

Mit der Untersuchung dieser kollektiv erstellten Stadträume und Architekturen sollen u.a. das Potential einer Transformation von gegebenen Stadt- und Siedlungsstrukturen erfasst und Kenntnisse gewonnen werden zu den Möglichkeiten von stärker auf Partizipation basierenden Planungsprozessen. Gleichzeitig werden die räumlich-ästhetische Merkmale festgehalten.

Dazu wurden unterschiedliche Siedlungen in Peking im Rahmen der Exkursion im Oktober 2013 von Studierenden und Lehrenden der Universitäten Kaiserslautern und Hannover untersucht. Anhand von Zeichnungen und Fotografien sowie mit Hilfe von qualitativen Interviews mit Akteuren vor Ort wurden die Transformationsprozesse und die entstandenen Stadträume detailliert dokumentiert. Dies wurde in gemischten Teams aus chinesischen und deutschen Studierenden erarbeitet. Zur Auswertung erfolgt eine Kategorisierung des in Peking erstellten Materials sowie die graphische und textliche Aufbereitung am Fachgebiet Landschaftsarchitektur/Entwerfen.

Die Ausstellung zeigt mit Zeichnungen, Diagrammen, Karten, Texten, Hörproben und Fotos einen Zwischenstand dieser Auswertung und gibt einen guten Eindruck der Phänomene vor Ort.

 

Öffnungszeiten
Donnerstag und Freitag 15.00 bis 18.00 Uhr
Samstag 11.00 bis 14.00 Uhr

DIY Beijing -自筑北京. Transformationen im öffentlichen Raum
Eröffnung: Mittwoch, 4. Juni um 19.00 Uhr

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