Bruno Taut meets Hermann Hussong

Fotos von Carsten Krohn, Berlin
Bauzeitliche Modelle der Bau AG, Kaiserslautern.

Die Ausstellung stellt Fotografien der stark farbigen Bauten Bruno Tauts (1880 – 1938), der in den 1920er Jahren zu den profiliertesten Grossiedlungsarchitekten weltweit gehörte, weitgehend unbekannten bauzeitlichen Architekturmodellen des Kaiserslauterer Stadtbaurates Hermann Hussongs (1881 – 1960) gegenüber. Als farbig gefasste Gipsmodelle aus den 1920ern Jahren sind diese Modelle schon für sich genommen eine Rarität. In der gemeinsamen Präsentation mit der fotografischen Rekonstruktion des Tautschen Werkes durch Carsten Krohn erlauben  sie Rückschlüsse zur immer wieder heftig diskutierten ursprünglichen und heutigen Farbigkeit der Bauten Hussongs im Stadtbild Kaiserslauterns. Sie vermitteln aber auch Erkenntnisse zur Farbe im Kontext von Architektur und Städtebau überhaupt.

Die Ausstellung ist ein Projekt des Lehrgebiets Geschichte und Theorie der Architektur, Professor Dr. Matthias Schirren, TU Kaiserslautern. Sie wird maßgeblich unterstützt von der Bau AG Kaiserslautern, und hat besonders der Kooperation mit dem Theodor Zink Museum, Kaiserlautern, zu danken. Sie findet statt in den Räumen der Architekturgalerie Kaiserlautern, einer Initiative der Kammergruppe Kaiserslautern der Architektenkammer Rheinlandpfalz in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Architektur der TU Kaiserslautern.

Der Berliner Architekt Carsten Krohn (geboren 1966) dokumentiert das gebaute Werk Bruno Taut (1880 – 1938) fotografisch. Dieses Werk, das zu Teilen als Weltkulturerbe anerkannt ist, hat seinen Schwerpunkt in und um Berlin. Hier realisierte Taut seit den 1910er Jahren bis in die frühen 1930er Jahre zahlreiche Siedlungs- und Wohnungsbauten in zum Teil expressiver Farbigkeit. Tauts gebautes Werk reicht aber über Berlin hinaus. In Kattowitz, Polen, baute er gegen Ende des Ersten Weltkriegs, in Magdeburg, das ihn Anfang der 1920er Jahre als Stadtbaurat einer kommunistisch geführten Magistrats sah, war er auch schon vor 1914 tätig. Nach seiner Flucht vor den Nationalsozialisten realisierte Taut in den 1930ern noch Bauten in Japan und schließlich in der Türkei Kemal Atatürks, wohin er in den 1930er Jahren emigrierte.

Carsten Krohns Fotoprojekt ist ein Work in Progress. Derzeit umfassen seine Fotos vor allem das in Deutschland erhaltene architektonische Werk Tauts, sowie einen Mitte der 1930er Jahre errichteten Bau in Japan. Seine Taut-Fotos waren zuletzt im Architekturmuseum der TU Berlin ausgestellt, zur Zeit ist er auch auf einer Ausstellung des Moskauer Architekturmuseums vertreten.

Hermann Hussong ist vor allem als Stadtbaurat in Kaiserslautern bekannt geworden. Dieses Amt füllte er von 1920 bis zu seiner Absetzung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 aus. Bislang ist er nur in Kaiserslautern „welt“-berühmt. Seine Bauten sind hier stadtbildprägend: Die Wohnanlage in der Fischerstraße, in der sich heute der Verwaltungssitz der Bau AG befindet, ebenso wie der sogenannte Grüne Block an der Mannheimer Straße im Osten der Stadt, der an die Wiener Wohnhöfe der 1920er erinnert. Als dessen Pendant im Stadtgrundriss kann man den sogenannten Rundbau an der westlichen Peripherie des Zentrums ansehen, in unmittelbarer Nähe des Pfaffgeländes. Er ist als konträre Fortentwicklung des sogenannten Bunten Viertels, das Hussong einige Jahre zuvor realisierte, zugleich auch ein Reflex auf Bruno Tauts berühmteste Wohnungsbauprojekt der 1920er in Berlin, die sogenannte Hufeisensiedlung in Berlin-Britz. Seine zitronengelbe  Farbrekonstruktion war und ist in Kaiserslautern umstritten.

Öffnungszeiten:

Architekturgalerie Kaiserslautern,
Rosenstrasse 2, 67655 Kaiserslautern

Ausstellungseröffnung am Mittwoch, 29. April 2015, 18:00 Uhr

Ausstellung geöffnet vom 29.4. – 3.6.2015
Donnerstags + Freitags von 15 – 18 Uhr
Samstags 11 – 14 Uhr, und nach Vereinbarung

Bild: Gartenstadt Falkenberg, Berlin-Grünau 1913-16, Foto: Carsten Krohn

Download: Ausstellungsflyer